Tom Harrell
Alternate Summer
(High Note/ZYX)
Der Mann hat etwas, das andere nicht haben. Eine spezielle Art, Trompete oder Flügelhorn zu spielen; nicht laut oder schnell, nicht hoch oder schrill, sondern ausdrucksstark und gleißend. Und ein besonderes Talent zu komponieren. Seine Partituren bestechen durch ihre Detailverliebtheit und seine Melodien durch eine eigenwillige Kraft, die man auch als Plädoyer für das Leben deuten könnte. Im Prinzip gibt es von Tom Harrell kein schlechtes Album, aber „Alternate Summer“ ragt definitiv aus der Phalanx seines immensen Kreativ-Outputs heraus. Es besticht durch seinen unaufgeregten Aufbau, mit dem der Trompeter ein prächtiges Bouquet an farbigen Harmonien und sorgsamen Abstufungen bindet, deren Gehalt erst allmählich zum Vorschein kommt. Ebenso unprätentiös wie nachhaltig wirkt auch sein Sound, den der 78-jährige, schwer kranke Mann mit dem Pianisten Luis Perdomo (auch an der Orgel und am Fender Rhodes), den Tenorsaxofonen von Danya Stephens und Mark Turner, dem Gitarristen Charles Altura, dem deutsch-nigerianischen Bassisten Ugonna Okegwo sowie Drummer Adam Cruz zusammenbaut. Auf dass es auch in dunklen, kalten Zeiten innerhalb kurzer Zeit wieder Sommer werden kann.