Tommy Flanagan
In His Own Sweet Time
(enja/edel)
Er war der Mann am Klavier auf „Saxophone Colossus“, „Giant Steps“ und an der Seite von Ella Fitzgerald: Nicht ohne Grund gilt der 2001 verstorbene Tommy Flanagan als einer der wichtigsten Begleiter des modernen Jazz. Er war ein derartiger Teamplayer, dass er eine regelrechte Abneigung gegen Soloauftritte hatte. Vor diesem Hintergrund ist die Veröffentlichung seines 1-Mann-Konzertes, das er 1994 im Birdland in Neuburg an der Donau gab, schon eine gewisse Sensation (zumal es in seiner Diskografie nur ein offizielles Soloalbum gibt). Elegant durchmisst der Bebop-Verfeinerer Standards wie „If You Could See My Now“ oder „How Long Has This Been Going On?“ und erweist der Stride-Kunst eines Art Tatum genauso die Reverenz wie der klassisch geprägten Delikatesse eines Dave Brubeck (etwa in „Valse Hot“). Warum der zum Zungenschnalzen entspannt agierende Meister das Konzert seinerzeit als „füchterlich“ bezeichnete, bleibt sein Geheimnis.