Tord Gustavsen Quartet
The Well
(ECM/Universal)
Man hat es gar nicht so richtig gemerkt. Ohne großes Aufsehen hat sich der norwegische Pianist Tord Gustavsen zu einem der Stars der skandinavischen Jazzszene entwickelt. Das ist umso erstaunlicher, als er im Kern unspektakuläre Musik macht. Auch „The Well“ protzt nicht mit Virtuosität, sondern setzt auf Rücknahme der Möglichkeiten. Seine Lieder kommen langsam, oft nur aus einer Ahnung heraus, entwickeln sich entlang einer langen Linie der stilistischen Vorbilder vom späten 19. Jahrhundert in solistischen Passagen bis zum Keith Jarrett Trio, stellenweise ergänzt um das dramaturgisch bewusst dezent gewichtete Tenorsaxofon von Tore Brunborg. Themen entstehen aus kleinen, chromatischen Motiven, bekommen Zeit zu wachsen, wirken assoziativ und folgen doch einem klaren Plan des musikalischen Erzählens. Mats Elertsens geschmeidig fundamentierender Kontrabass und Jarle Vespestadts dynamisch fein differenziertes Schlagzeug sorgen für einen komplementär die Linien des Klaviers umgreifenden Klangraum, sodass „The Well“ eine der ausgewogensten Aufnahmen dieses Jazzwinters darstellt.