Ulli Jünemann Quartet
Boo Hoo
(Nabel/NRW)
Ulli Jünemann ist mit dem Drummer Adam Nussbaum schon früher unterwegs gewesen. Der wiederum hat seinen langjährigen Sessionkollegen Jay Anderson ins Quartett des Saxofonisten mitgebracht, der belgische Gitarrist Jeanfrançois Prins ergänzt die Kompositionen Jünemanns um drei eigene und verstärkt den grenzübergreifenden Charakter der Band, die auch in musikalischer Hinsicht keine Scheuklappen trägt: Mit starkem Bezug auf die Wurzeln in den frühen 1960ern, auf Bop und Blues, auf Monk oder Burrell, grundiert Jünemann das Repertoire seines Quartetts. Dabei kann es wie beim Titelstück, das an den Groove von „Chitlins Con Carne“ erinnert, ganz nach klassischen Riffs klingen, die Bluesstruktur taucht auf und der Gitarrist beschränkt sich beim Begleiten auf traditionelle Vamps. Der Blick ist aber alles andere als rückwärtsgewandt, denn die Band spielt mit einer modernen Klangsprache, arbeitet mit Kanten und Brüchen. Im Finale rockt Prins drauflos und sägt am verzerrten Brett, während Jünemanns Altsaxofon ein brachiales Funk-Gewitter lostritt. Als Zugabe tun sich im zweiten Take von Jünemanns „Paid Nice“ einige Delikatessen im Spielwitz dieses Klangkörpers auf. Da grüßt gar jamaikanischer Offbeat aus der Ferne.