Veronika Harcsa & Bálint Gyémánt
Tell Her
(Traumton/Indigo)
Kommerziell geht anders. Was im Falle von Veronika Harcsa und Bálint Gyémánt keinesfalls als Kritik verstanden werden darf. Die Sängerin und der Gitarrist hätten es sich nach dem Überraschungserfolg ihres Erstlings „Lifelover“ auch einfach machen können: wenig bis gar nichts verändern, leicht verdauliche Gesangspassagen, eingängige Riffs. Aber die beiden Ungarn wollten ihr musikalisches Vokabular vergrößern, den Ausdruck verfeinern, in die Tiefe gehen. Kurzum, sich als Künstler weiterentwickeln. Dies ist dem Duo mit „Tell Her“ durchaus gelungen. Bachs Cellosuiten inspirierten Harcsa zur Komposition „Give Time“, Produzent Jeremy Friedman streute behutsam Loops ein und Gyémánt begleitet seine Partnerin inzwischen ausschließlich auf der akustischen Gitarre, was den Bandsound in Richtung Singer-Songwriter schiebt. Dennoch bleibt es ein Jazzalbum der interessanten Sorte. Sämtliche elf Songs gleichen einer Wundertüte aus struktureller Klarheit, kluger Reduktion und poetischen Lyrics mit politischen Zwischentönen.