Vijay Iyer Trio
Accelerando
(ACT/edel Kultur)
Konzepte haben etwas Trügerisches. Zum einen sorgen sie oft für gute Vermittelbarkeit, weil Musik, in die eine weitere Ebene der Deutung außerhalb der künstlerischen eingezogen wird, pauschalere Urteile erlaubt. Der Pianist Vijay Iyer hatte sich während der vergangenen Jahre als Pionier eines jungen, gebildeten, indischen Bewusstseins im amerikanischen Jazz positioniert. Die Journale und Jurys lobten ihn dafür, so sehr, dass der aufpassen musste, nicht in eine Nische geschoben zu werden. Schon deshalb ist „Accelerando“ eine Freude. Denn Iyer hat sich mit Bassist Stephan Crump und Drummer Marcus Gilmore eine neue Mannschaft gesucht, an deren Seite er beweisen kann, dass er auch jenseits des Jazz-Migrations-Diskurses seinen Platz als herausragender Pianist einfordern kann. Hier treffen drei starke Charaktere aufeinander, die mit großer Übersicht durch die improvisierende Moderne navigieren. „Accelerando“ hat den Drive eines von den internen Reibungen zehrenden Miteinanders, zwischendurch ein wenig dissonanter Überschwang, dann wieder Swing, Soul, zur Hälfte in eigenen Songs, aber auch in Covers von Herbie Nichols bis Duke Ellington kommuniziert. Natürlich werden die Stücke dem Gefühl und dem Titel folgend nach dem Ende zu schneller, schließlich darf ein bisschen Konzept weiterhin sein. Ansonsten aber ist dieses Album so frech und herausfordernd, wie man es sich von cleveren Künstlern wünscht.
„Denn Iyer hat sich mit Bassist Stephan Crump und Drummer Marcus Gilmore eine NEUE Mannschaft gesucht“ – mit der er auch schon 2009 das hochgelobte Album HISTORICITY eingespielt hat :)