Was für mild schwebende und gleichermaßen zupackende, tief beseelte Musik! Seinen „Held, Freund und Lehrer über fast zwei Jahrzehnte“ nennt Pianist Vijay Iyer den 30 Jahre älteren Trompeter Wadada Leo Smith in den Liner Notes. Im Golden Quartet des AACM-Altvorderen hatte er intensiv Spielerfahrungen sammeln können: Lehrjahre in Spiritualität, Würde und großer Offenheit der Zugänge. Im reduzierten Duo-Spiel nun umkreisen sie Kerne dieser gemeinsamen Erfahrungen. Entstanden ist eine Preziose neben dem Betrieb, ein intimes Ausleuchten gemeinsamer Räume, ein unikäres Gespinst des Beieinanderseins, ein Manifest der konzentrierten Beschränkung, dessen Emotionalität wie mit Händen zu greifen ist. Ganz oben anzusiedeln innerhalb aktueller Jazzentwicklungen sind beide. „Space is the Place“, wenn sie hier miteinander achtsam zurückgenommen und ohne zu eifern eine Summe formulieren. In diese reifen Reduktionen hinein strahlt spitz und schneidend Smith‘ markante Trompete über Iyers sparsamen Klaviernuancen. Manchmal grundiert ein sanftes elektronisches Pulsen nah an der Stille diese erhaben erhobenen Signale. Nichts ist überflüssig und zwischen den Tönen ist viel Platz für sprechende stille Momente. Diese CD ist wie eine Flaschenpost im unübersichtlichen Meer des freien Jazz. Von der indischen Künstlerin Nasreen Mohamedi (1937–1990) zu einer siebenteiligen gemeinsamen Suite inspiriert, gerahmt von zwei weiteren Kompositionen, finden zwei Autoritäten kontemplative, weltweise Wege, um ihre tragfähigen Ruheinseln im Chaos zu errichten.