Wes Montgomery
In The Beginning
(Resonance Records/New Arts Int.)
Mitte der 1950er-Jahre gehörte der Student Philip Kahl zum Freundeskreis der Brüder Wes (Gitarre), Buddy (Piano) und Monk Montgomery (Bass). Diese erlaubten ihm, im August und November 1956 zwei Konzerte im Turf Club ihrer Heimatstadt Indianapolis mitzuschneiden. Die Aufnahmen mit dem Montgomery-Johnson Quintet blieben fast 60 Jahre unveröffentlicht im Besitz der Familie, bevor sie Zev Feldman von Resonance Records in die Hände bekam. Der restaurierte diese akustisch und bringt sie nun als „In The Beginning“ auf Doppel-CD heraus – inklusive der von Quincy Jones für Columbia Records produzierten, ebenfalls unveröffentlichten Stücke aus dem Jahr zuvor (plus einigen Konzertaufnahmen aus der gleichen Zeit). Die Mitschnitte aus dem Turf Club sind Bootlegs: akustisch, weil zum Beispiel das Geschehen auf der Bühne hinter den lauten Gesprächen des „Restaurantpublikums“ verschwindet; musikalisch, weil Schwächen im Timing unüberhörbar sind. Aber wenn man die Solo-Chorusse von Wes Montgomery tatsächlich einmal mitbekommt, dann versteht man, warum der damals 33-jährige Autodidakt zum Wegbereiter der modernen Jazzgitarre werden sollte. Obwohl er sein späteres Markenzeichen, mit dem Daumen gespielte Oktaven, noch nicht entwickelt hatte, spielt er wendige, eloquent phrasiert und harmonisch flexibel gestaltete Single-Note-Lines. Ein historisches Dokument.