Wes Montgomery
The NDR Hamburg Studio Recordings
(Jazzline/Broken Silence)
Früher war vielleicht doch einiges besser. Zum Beispiel, dass eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt führende Jazzmusiker aus aller Herren Länder einlud, ihnen für eine Woche Räumlichkeiten zur Verfügung stellte und sie bat, ein Konzertprogramm zu erarbeiten. Beim NDR in den 1960er-Jahren gängige Praxis, heute schier undenkbar. Der NDR Jazzworkshop begab sich in diesem kommerzfreien Raum regelmäßig auf die Suche nach verwegenen Kombinationen und spannenden, unerwarteten Resultaten. Eine Chance, die im April 1965 auch der amerikanische Gitarrenstar Wes Montgomery ergriff und in Hamburg auf ein prominentes Ensemble traf, dem unter anderen Johnny Griffin, Hans Koller, Martial Solal oder Ronnie Scott angehörten. Die erst jetzt veröffentlichten Aufnahmen im Swing-Duktus transportieren die Abenteuerlust jener Ära, aber auch die Gier nach einem körperhaften, scharfkantigen, damals durchaus europäisch zu nennenden Ensembleklang. Beinahe logisch, dass Montgomery dafür ganz tief in die Trickkiste griff und einige seiner besten Läufe auspackte. Man wäre gerne dabei gewesen.