Yoko Ono Plastic Ono Band
Take Me To The Land Of Hell
(Chimera/Indigo)
Yoko Onos künstlerisches Œuvre ist riesig, in vielen Bereichen ist sie erfolgreich tätig und wurde dafür mehrfach hoch dekoriert, unter anderem mit dem Goldenen Löwen und dem Oskar-Kokoschka-Preis. Kürzlich kuratierte sie die diesjährige Ausgabe des Meltdown Festivals. Musik und Gesang waren immer ein Teil ihrer kreativen Arbeit, man denke nur an so großartige Alben wie „Fly“, „Approximately Infinite Universe“ oder den Vorgänger „Between My Head And The Sky“. In deren Tradition der darauf inszenierten Verknüpfung von Experiment und zeitgenössischer Strömung kann sich auch Onos zehnte Soloplatte einreihen. „Take Me To The Land Of Hell“ kulminiert viele der Ideen, die die „Ikone der Popkultur“ während der letzten Jahre in Zusammenarbeit mit ihrem Sohn Sean Lennon und der neu besetzten Plastic Ono Band (dabei Gitarrist Nels Cline und seine Frau, Cibo Mattos Multiinstrumentalistin Yuka Honda) bei Sessions und auf Konzertbühnen entwickelte. Die13 Songs sind aufregend, bieten ganze Klanguniversen in einem Stück, integrieren Rock, Electro, Funk, etwas Country bis hin zu verspielt avantgardistischer Psychedelic. Alles klingt sehr frisch und unglaublich jugendlich. So formuliert Yoko schon im Eröffnungsstück „Moonbeams“, wohin die Reise in den folgenden 43 Minuten auch geht: „Orbiting the dance floor of our cosmic club.“ Später bezieht sich die Plastic Ono Band aber auch auf Akteure der späten 1970er, wie Talking Heads und B-52’s. Am eindringlichsten gerieten die „Gänsehaut“-Nummern „Little Boy Blue“, ihre Liebeserklärung an John und Sean, „There’s No Goodbye Between Us“ über das Ende und die Abrechnung „N.Y. Noodle Town“. Dabei schafft Ono zwischen ihren so markanten Schreien und dem zu Herzen gehenden emotionalen Gesang eine meditative Ausgeglichenheit. Wahrlich ergreifend und Mut spendend! Ach ja, hochkarätige Gäste gibt es auch: unter anderen der Drummer von The Roots, Ahmir Khalib Thompson, besser bekannt als Questlove. Dieses Album der 80-jährigen Yoko Ono dürfte so einige der sich jugendlich gebenden Bands alt aussehen lassen.